Vertiefungsarbeit schreiben: Umfassender Leitfaden

11.02.2025

Die Vertiefungsarbeit (VA) spielt im Qualifikationsverfahren (QV) der beruflichen Grundbildung im Fach Allgemeinbildung (ABU) eine zentrale Rolle. Ob du im Gewerbe, im Gesundheits- oder im kaufmännischen Bereich lernst – mit der VA zeigst du, dass du in der Lage bist, selbstständig zu planen, zu recherchieren, ein Thema zu vertiefen und die Ergebnisse schließlich fachgerecht aufzubereiten und zu präsentieren. In diesem Blogbeitrag erhältst du einen umfassenden Überblick über den gesamten Prozess: von der Themenwahl und Zielsetzung bis hin zur fertigen Dokumentation und Präsentation. Außerdem erfährst du, wie du Stolperfallen wie Plagiate vermeidest und eine stimmige Arbeit ablieferst, die dir eine gute Note im QV sichert.

1. Was ist die Vertiefungsarbeit?

Die Vertiefungsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Qualifikationsverfahrens in der Allgemeinbildung. Sie macht – zusammen mit der Schlussprüfung und Erfahrungsnoten – in der Regel ein Drittel der ABU-Gesamtnote aus. Ziel ist es, Lernenden eine Plattform zu geben, selbstständig ein Thema zu bearbeiten, das sie interessiert und das zugleich mehrere Aspekte (z. B. Ethik, Technologie, Wirtschaft, Kultur, Politik, Recht, Ökologie, Identität/Sozialisation) berührt.

In vielen Berufen wird diese Arbeit im letzten Lehrjahr erstellt. Häufig startet man nach den Sommerferien und gibt die Arbeit etwa ein halbes Jahr später ab. Die genauen Zeiträume variieren je nach Berufsfachschule, sind aber in der Regel fix terminiert. Wer diese Fristen versäumt, muss mit Punkt- oder Notenabzügen rechnen und riskiert, nicht zum QV zugelassen zu werden.

"Zweifel ist keine angenehme Voraussetzung, aber Gewissheit ist eine absurde."
(Voltaire, 1694–1778)

Gerade beim Schreiben deiner Vertiefungsarbeit werden Momente des Zweifels auftauchen. Doch genau diese Momente helfen dir, kritisch zu hinterfragen und zu guten Lösungen zu finden.

2. Rahmenbedingungen: Umfang, Sozialform und Aufbau

2.1 Sozialform

Die Sozialform wird meist von deiner Lehrperson vorgegeben. Du arbeitest entweder:

  • alleine
  • in Partnerarbeit (zweier Gruppe)
  • in seltenen Fällen auch in Dreiergruppen.

Achte darauf, dass ihr innerhalb des Teams von Beginn an klare Aufgaben verteilt, um eine faire Zusammenarbeit zu gewährleisten. Wer bei der Bewertung einen deutlich geringeren Beitrag leistet, muss mit Einzelabzügen rechnen.

2.2 Vorgaben zum Umfang

Die Dokumentation deiner VA besteht aus mehreren Teilen. Zentral ist der Hauptteil, der sich um deine inhaltliche Bearbeitung dreht. Je nach Schule oder Lehrplan wird oft ein Mindestumfang von 3500 bis 4200 Wörtern (oder 12 bis 20 Seiten) genannt. Weitere Bausteine, die hinzukommen:

  • Titelblatt
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung (oder Vorwort/Themenbegründung)
  • Hauptteil (theoretische Recherchen, Praktische Umsetzungen)
  • Schluss (inkl. Reflexion)
  • Quellenverzeichnis
  • Anhänge (z. B. Arbeitsjournal, Interview-Transkripte, Umfrageergebnisse)
  • Erklärung zur Eigenständigkeit

3. Themenwahl: So findest du deinen Fokus

Am Anfang steht die Frage: "Welches Thema ist für mich spannend und erfüllt zugleich die Vorgaben des Qualifikationsverfahrens?" Folgende Kriterien helfen dir dabei:

  1. Persönliches Interesse: Wähle ein Thema, das dich wirklich anspricht. Motivierte Lernende sind eher bereit, tiefer zu recherchieren und geben sich mehr Mühe.
  2. Gesellschaftlicher Bezug: Viele Schulen verlangen, dass sich deine Arbeit in Aspekte wie Wirtschaft, Recht, Politik etc. einordnen lässt.
  3. Realisierbarkeit: Kannst du das Thema in der vorgegebenen Zeit bearbeiten? Hast du Zugang zu Expert*innen, Interviews, Umfrageteilnehmern, Experimentiermaterial?

Ein Brainstorming oder eine Mindmap zu deinem Oberthema kann dir helfen, das Feld zu strukturieren. Sobald du eine Idee hast, legst du dich auf eine Fragestellung oder These fest, die du in deiner Arbeit klären möchtest.

4. Ziele definieren und Planung festlegen

Steht das Thema, formulierst du möglichst konkrete Ziele. Diese Ziele sagen aus, was du erarbeiten willst, wie du vorgehen möchtest und welches Ergebnis (Produkt) du anstrebst. Beispiele für Zielformulierungen:

  • "Wir führen eine Umfrage mit 50 Teilnehmenden durch, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in unserer Gemeinde zu ermitteln und die Ergebnisse statistisch auszuwerten."
  • "Ich erstelle einen Erfahrungsbericht zu mentalem Training, indem ich es vier Wochen lang teste und dokumentiere, wie es meine Prüfungsangst beeinflusst."

Zu dieser Planung gehört es, dass du dir Meilensteine und Termine setzt:

  • Wann brauchst du die ersten Interviewpartner*innen?
  • Wann soll das theoretische Kapitel fertig sein?
  • Wann planst du den Praxisteil?

Durch ein Arbeitsjournal (oder Lernjournal) hältst du fest, wie viel Zeit du für welche Aufgaben investiert hast und ob du gut im Plan liegst. Die Schule oder deine betreuende Lehrperson werden mindestens zwei Zwischenbesprechungen mit dir einplanen, damit du Feedback bekommst und ggf. Korrekturen vornehmen kannst.

5. Aufbau deiner Vertiefungsarbeit

5.1 Einleitung / Vorwort

Die Einleitung motiviert das Thema und erklärt, warum es dich persönlich anspricht. Du legst deine Fragestellung dar und schilderst, welche Aspekte (z. B. Ethik, Politik, Wirtschaft) du beleuchten willst. Auch deine Ziele solltest du in Kurzform nennen, damit Lesende wissen, was sie erwartet.

5.2 Hauptteil

Im Hauptteil beantwortest du deine Fragestellung. Häufig findet man hier eine Mischung aus:

  • Theoretischen Grundlagen (z. B. Literatur- oder Internetrecherche, statistische Daten)
  • Praxisteil (Interviews mit Experten, Experimente, Selbstversuche, Umfragen, Bauprojekte etc.)

Wichtig ist: Du sollst mindestens 50 % Originalanteil in deiner Arbeit haben. Das heißt, du kombinierst Fremdwissen mit eigenen Untersuchungen, Erfahrungen und Einschätzungen.

5.3 Schluss und Reflexion

Im Schlusswort wertest du das Resultat deiner Arbeit aus. Beantworte konkret deine anfangs gestellte Fragestellung bzw. These und ziehe Schlussfolgerungen. Reflektiere auch, was du gelernt hast, wo deine Stärken lagen und was vielleicht nicht optimal lief. Diese Reflexion zeigt, dass du Kritik- und Lernfähigkeit besitzt.

5.4 Quellenverzeichnis und Anhang

Alle verwendeten Quellen (Texte, Bilder, Videos, Tabellen, Podcasts etc.) listest du sorgfältig im Quellenverzeichnis auf. Gibst du Zitate wörtlich wieder, markierst du sie entsprechend. Halte dich an die Vorgaben deiner Schule, um Plagiate zu vermeiden. Anschließend kommt im Anhang alles, was deine Arbeit ergänzen soll, z. B.:

  • Kopie der Leistungsvereinbarung (falls deine Schule das so vorsieht)
  • Arbeitsjournal
  • Transkripte deiner Interviews
  • Umfragebögen und Grafiken

6. Umgang mit Plagiaten und Quellen

Plagiate werden streng geahndet. Wer fremde Texte oder Bilder ohne korrekte Quellenangabe nutzt, riskiert im schlimmsten Fall eine Note 1 oder den Ausschluss vom QV. Achte deshalb bei jeder Recherche darauf, Autor*innen, Erscheinungsjahr und Link (bei Online-Inhalten) sauber zu erfassen.

Tipp:

  • Fasse fremde Inhalte in eigenen Worten zusammen.
  • Markiere Zitate stets klar mit Anführungszeichen.
  • Gib den Link und das Abrufdatum bei Onlinequellen an.

7. Präsentation und Prüfungsgespräch

Meistens musst du deine Vertiefungsarbeit mündlich vor der Klasse und ggf. vor Expert*innen präsentieren. Dabei dauern Präsentationen pro Gruppe oft zwischen 10 und 20 Minuten. Anschließend folgt ein Prüfungsgespräch (ca. 5–10 Minuten pro Person). Hier findest du ein paar Tipps:

  1. Strukturierter Aufbau: Stelle deine Ziele und wichtigsten Ergebnisse vor.
  2. Visualisierung: Nutze Folien, Diagramme, Modelle oder Bilder, um dein Publikum abzuholen.
  3. Sprache und Auftreten: Sprich in Standardsprache, betone Schlüsselwörter und halte den Blickkontakt.
  4. Zeitmanagement: Übe vorher mehrmals, um die Zeitvorgabe einzuhalten.

Im anschließenden Prüfungsgespräch wirst du zu den Inhalten deiner Arbeit befragt. Hier kann es auch um deine persönliche Reflexion gehen oder um kritische Nachfragen zu deinen Methoden.

8. Fazit: So gelingt deine Vertiefungsarbeit

Die Vertiefungsarbeit ist eine großartige Chance, deine Fähigkeiten in Planung, Recherche, Selbstorganisation und Präsentation zu beweisen. Wer sein Thema mit echtem Engagement angeht, wird mehr als nur eine Pflichtaufgabe darin sehen. Achte immer auf die Fristen, behalte die Planung im Blick, nutze dein Arbeitsjournal konsequent und integriere eine saubere Quellenangabe, dann bist du auf dem besten Weg zu einer gelungenen VA.

Solltest du Hilfe beim Korrekturlesen, bei der Strukturierung oder gar beim Verfassen einzelner Teile brauchen, findest du auf WritGuru.de/de/blog weiterführende Artikel und Angebote rund um Ghostwriting, Lektorat und akademische Unterstützung. Denke dabei stets daran, dass Hilfe gut ist, solange du am Ende dein Thema wirklich verstehst und authentisch präsentieren kannst.

7 häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Was ist der Unterschied zwischen einer Vertiefungsarbeit und einer gewöhnlichen Hausarbeit?

Die Vertiefungsarbeit zählt als Teil des Qualifikationsverfahrens und hat darum eine größere Bedeutung als eine normale Hausarbeit. Zudem arbeiten die Lernenden oft praxisnah und müssen ihren Arbeitsprozess sowie die eigenständige Leistung noch genauer belegen.

2. Welche Themen eignen sich besonders gut für meine Vertiefungsarbeit?

Wähle ein Thema, das dich persönlich anspricht und gesellschaftlich relevant ist, z. B. Umweltschutz, Digitalisierung, soziale Projekte. Zudem sollte das Thema mehrere ABU-Aspekte (z. B. Technologie, Wirtschaft, Kultur etc.) berücksichtigen und in der vorgegebenen Zeit umsetzbar sein.

3. Kann ich meine Vertiefungsarbeit auch in Partnerarbeit oder Gruppe schreiben?

Das hängt von den Vorgaben der Berufsfachschule ab. Meistens wird Partnerarbeit (zu zweit) erlaubt, gelegentlich Dreiergruppen. In jedem Fall ist wichtig, dass die Arbeitsteilung fair gestaltet und transparent dokumentiert wird.

4. Was ist ein Arbeitsjournal, und wie führe ich es richtig?

Ein Arbeitsjournal ist eine Art Tagebuch deines Projekts. Du hältst fest, welche Aufgaben du erledigt hast, wie viel Zeit du dafür brauchst, welche Schwierigkeiten auftreten und wie du diese löst. So kann die Lehrperson deinen Prozess nachvollziehen und du behältst selbst den Überblick.

5. Wie gehe ich mit Zweifeln während der Arbeit um, zum Beispiel ob mein Thema relevant genug ist?

Zweifel gehören dazu. Sprich sie bei Zwischengesprächen mit deiner Lehrperson offen an. Eventuell kannst du das Thema noch präziser eingrenzen. Zitat von Voltaire: "Zweifel ist keine angenehme Voraussetzung, aber Gewissheit ist eine absurde." – Hinterfrage, lasse dir Feedback geben und arbeite konsequent weiter.

6. Darf ich mich bei der Vertiefungsarbeit von Ghostwriter*innen unterstützen lassen?

Eine professionelle Unterstützung darf dich in Bereichen wie Lektorat, Strukturierung und Formatierung entlasten. Allerdings solltest du die eigentliche inhaltliche Leistung selbst erbringen, da du sie in der Präsentation und im Prüfungsgespräch verteidigen musst. Bei einem Total-Ghostwriting riskierst du ein Plagiat und rechtliche Konsequenzen.

7. Wie bereite ich mich optimal auf das Prüfungsgespräch vor?

Übe, in kurzen, verständlichen Sätzen über dein Thema zu sprechen. Kenne deine Quellen, deine Ziele und dein Vorgehen genau. Lies deine Arbeit mehrfach, damit du zu jedem Aspekt Auskunft geben kannst. Sei offen für kritische Rückfragen und erläutere, wie du zu deinen Schlüssen gelangt bist.