Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun mit Beispielen

Das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun ist ein herausragendes Modell, das hilft, zwischenmenschliche Kommunikation besser zu verstehen. Es erklärt, wie eine Nachricht auf mehreren Ebenen wahrgenommen und missverstanden werden kann. Schulz von Thun unterteilt jede Nachricht in vier Aspekte: den Sachinhalt, die Selbstkundgabe, den Beziehungshinweis und den Appell. Diese vier Ebenen spielen eine zentrale Rolle im Kommunikationsprozess und können oft zu Missverständnissen führen, wenn sie nicht richtig erkannt oder verstanden werden.

Was ist das Kommunikationsquadrat?

Das Kommunikationsquadrat, auch bekannt als das Vier-Ohren-Modell oder das Nachrichtenquadrat, wurde von dem Psychologen und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Das Modell besagt, dass jede Nachricht vier verschiedene Ebenen hat:

1. Sachinhalt – Die eigentliche Information, die übermittelt wird.
2. Selbstkundgabe – Was die sendende Person über sich selbst preisgibt.
3. Beziehungshinweis – Wie der Sender die Beziehung zum Empfänger sieht und was er über ihn denkt.
4. Appell – Was der Sender vom Empfänger möchte oder was er von ihm erwartet.

Die Herausforderung bei der Kommunikation entsteht oft daraus, dass der Empfänger die Nachricht auf einer anderen Ebene hört, als sie vom Sender gemeint war. Dies kann zu Missverständnissen führen, da jede Person unterschiedlich gewichtet, was sie hört und interpretiert.

Beispiel 1: "Es ist grün!"

Stellen wir uns eine Situation vor, in der ein Mann und eine Frau im Auto sitzen. Sie stehen an einer roten Ampel, und als diese auf grün springt, sagt der Mann: "Es ist grün!" Auf den ersten Blick scheint es sich um eine einfache Information zu handeln, aber wenn wir das Kommunikationsquadrat anwenden, stellen wir fest, dass diese Nachricht auf vier Ebenen kommuniziert wird:

• Sachinhalt: Die Ampel ist grün.
• Selbstkundgabe: Ich habe es eilig.
• Beziehungshinweis: Ich fahre besser als du.
• Appell: Fahr jetzt los!

Die Frau könnte jedoch diese Nachricht auf verschiedene Weisen interpretieren, abhängig davon, welche Ebene sie stärker gewichtet:

• Sachinhalt: "Die Ampel ist grün."
• Selbstkundgabe: "Du hast es eilig."
• Beziehungshinweis: "Du bist eine schlechte Fahrerin."
• Appell: "Fahr schneller!"

In dieser Situation könnte die Frau sich durch den Beziehungshinweis des Mannes angegriffen fühlen, was zu einem Missverständnis führen kann.

Beispiel 2: "Was ist das Grüne in der Soße?"

Ein weiteres Beispiel ist, wenn ein Mann beim Abendessen seine Frau fragt: "Was ist das Grüne in der Soße?" Er meint damit auf den verschiedenen Ebenen:

• Sachinhalt: Da ist etwas Grünes in der Soße.
• Selbstkundgabe: Ich weiß nicht, was es ist.
• Beziehungshinweis: Du wirst es wissen.
• Appell: Sag mir, was es ist!

Die Frau könnte die Frage jedoch auf den folgenden Ebenen hören:

• Sachinhalt: "Da ist etwas Grünes."
• Selbstkundgabe: "Ich mag das nicht."
• Beziehungshinweis: "Du bist eine miese Köchin."
• Appell: "Lass das nächste Mal das Grüne weg!"

Dies führt zu einem Konflikt, da die Frau die Nachricht anders interpretiert als der Mann es beabsichtigt hat. Der Appell wird von ihr als Kritik an ihrer Kochkunst verstanden, obwohl der Mann einfach nur eine Frage stellt.

Beispiel 3: "Warum hast du das gemacht?"

Ein weiteres Beispiel, das häufig im täglichen Leben vorkommt, ist eine Frage, die jemand stellt: "Warum hast du das gemacht?" Hier sind die möglichen Ebenen der Kommunikation:

• Sachinhalt: Warum hast du diese Entscheidung getroffen?
• Selbstkundgabe: Ich bin verwirrt über deine Entscheidung.
• Beziehungshinweis: Ich kann deine Entscheidung nicht nachvollziehen.
• Appell: Erkläre mir deine Entscheidung!

Der Empfänger könnte jedoch die Nachricht auf unterschiedliche Weise hören:

• Sachinhalt: Warum hast du das gemacht?
• Selbstkundgabe: Du bist unsicher und willst wissen, warum die Entscheidung getroffen wurde.
• Beziehungshinweis: Du hältst mich für unvernünftig.
• Appell: Du sollst mir eine gute Erklärung geben.

Wie bei den anderen Beispielen können unterschiedliche Interpretationen auf den verschiedenen Ebenen zu Missverständnissen und Konflikten führen.

Warum Missverständnisse entstehen

Missverständnisse im Kommunikationsprozess entstehen, wenn Sender und Empfänger unterschiedliche Gewichtungen der vier Ebenen vornehmen. Ein Sender könnte eine Nachricht auf einer bestimmten Ebene absichtlich senden, aber der Empfänger hört sie vor allem auf einer anderen Ebene. Beispielsweise könnte der Sender einen sachlichen Inhalt mitteilen, während der Empfänger den Beziehungshinweis stärker gewichtet und sich angegriffen fühlt. In vielen Fällen wird nicht klar kommuniziert, welche Ebene die wichtigste ist, was zu Konflikten führen kann.

Tipps zur Vermeidung von Missverständnissen

Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es hilfreich, beim Sprechen klar und deutlich zu sein. Ein bewusster Umgang mit den vier Ebenen kann die Kommunikation verbessern und dazu beitragen, dass Nachrichten richtig verstanden werden. Wenn du zum Beispiel merkst, dass dein Gegenüber eine Nachricht falsch verstanden hat, kannst du nachfragen, auf welcher Ebene die Verwirrung entstanden ist und die Nachricht erneut klären.

Häufig gestellte Fragen zum Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun