Ein Experteninterview ist eine wertvolle Methode, um qualitativ hochwertige Daten für deine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation zu sammeln. Um das Gespräch zielgerichtet zu führen und die relevanten Informationen zu erhalten, ist es unerlässlich, einen gut strukturierten Interviewleitfaden zu erstellen. In diesem Artikel erklären wir, warum ein Interviewleitfaden wichtig ist, welche Schritte du bei der Erstellung beachten solltest und geben dir ein Beispiel für einen Interviewleitfaden.

Warum ist ein Interviewleitfaden wichtig?

Ein Interviewleitfaden hilft dabei, das Gespräch strukturiert und fokussiert zu führen. So stellst du sicher, dass alle wichtigen Themen abgedeckt werden und du auf die Forschungsfragen gezielt eingehen kannst. Ein gut vorbereiteter Leitfaden sorgt dafür, dass du auch bei einem längeren Gespräch nicht vom Thema abschweifst und dass du die Antworten der Experten richtig analysieren kannst. Er trägt außerdem dazu bei, das Gespräch effizient zu gestalten, ohne unnötige Zeit zu verlieren.

1. Wähle die passende Interviewform

Bevor du mit der Erstellung deines Interviewleitfadens beginnst, musst du entscheiden, welche Interviewform du verwenden möchtest. Für wissenschaftliche Arbeiten sind vor allem strukturierte, semistrukturierte und narrative Interviews geeignet.

Strukturierte Interviews

In einem strukturierten Interview folgen die Fragen einer festen Reihenfolge, und der Interviewer stellt alle Fragen genau wie vorgesehen. Diese Form ist besonders für die Erhebung quantifizierbarer Daten geeignet.

Semistrukturierte Interviews

Bei semistrukturierten Interviews hast du eine Liste mit vorbereiteten Fragen, die du je nach Gesprächsverlauf anpassen kannst. Diese Flexibilität ist besonders nützlich, wenn du tiefere Einblicke in das Expertenwissen erhalten möchtest, ohne den Rahmen des Interviews zu sprengen.

Narrative Interviews

Diese Form ermöglicht es dem Experten, frei über ein Thema zu erzählen. Der Interviewer stellt nur wenige Eingangsfragen, um das Gespräch zu starten, und lässt dem Interviewpartner viel Raum, um seine Gedanken und Erfahrungen zu teilen.

Problemzentrierte Interviews

Fokus dieser Interviews ist ein konkretes Problem oder eine Fragestellung. Der Interviewer kann das Gespräch bei Bedarf gezielt lenken, um relevante Informationen zu erhalten.

2. Bestimme die Ziele deines Interviews

Überlege dir, was du mit deinem Experteninterview erreichen möchtest. Was sind die Hauptfragen, die du beantworten willst? Welche spezifischen Informationen fehlen dir noch, die du durch das Interview erlangen möchtest? Definiere die Ziele klar, um die richtigen Fragen zu formulieren.

3. Formuliere die richtigen Fragen

Die Art der Fragen ist entscheidend für den Erfolg des Interviews. Du kannst zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterscheiden:

Offene Fragen

Offene Fragen geben dem Interviewpartner die Freiheit, ausführlich zu antworten. Sie eignen sich besonders für semistrukturierte und narrative Interviews, bei denen du tiefere Einblicke in die Gedankenwelt des Experten erhalten möchtest.

Beispiel:
"Welche Herausforderungen haben Sie bei der Implementierung neuer Technologien in Ihrem Unternehmen erlebt?"

Geschlossene Fragen

Geschlossene Fragen bieten dem Interviewpartner weniger Spielraum und ermöglichen präzise, oft kurze Antworten. Sie sind ideal, um bestimmte Fakten schnell zu klären.

Beispiel:
"Nutzen Sie Social Media als Teil Ihrer Marketingstrategie? (Ja/Nein)"

4. Struktur des Interviewleitfadens

Dein Interviewleitfaden sollte eine klare Struktur haben, die sowohl den Ablauf des Gesprächs als auch die Reihenfolge der Fragen festlegt. Ein typischer Aufbau könnte folgendermaßen aussehen:

Einstieg

Beginne mit einer kurzen Einführung, in der du dem Interviewpartner für seine Zeit dankst und das Ziel des Interviews erklärst. Kläre außerdem, ob das Gespräch aufgezeichnet werden darf, und gehe auf die Vertraulichkeit der Daten ein.

Beispiel Einstiegsfrage:
"Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Bereich und was ist Ihre derzeitige Rolle?"

Hauptteil

Hier stellst du die wichtigsten Fragen, die du im Vorfeld vorbereitet hast. Achte darauf, dass du die Fragen logisch und thematisch gruppierst.

Beispiel Hauptfrage:
"Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren durch die digitale Transformation verändert?"

Rückblick

Am Ende des Interviews fasst du die wichtigsten Punkte zusammen und bedankst dich noch einmal bei deinem Gesprächspartner.

Beispiel Rückblick:
"Zusammenfassend haben wir heute über Ihre Erfahrungen mit der Digitalisierung gesprochen. Vielen Dank für die ausführlichen Antworten."

Ausblick

Gib deinem Gesprächspartner einen Ausblick darauf, was mit den gesammelten Informationen passiert. Informiere ihn, ob er über die Ergebnisse informiert wird und ob du weitere Fragen hast.

Beispiel Ausblick:
"Wir werden Ihre Antworten in die Analyse einfließen lassen und Sie gerne über die Ergebnisse der Studie informieren."

Beispiel für einen Interviewleitfaden

Forschungsfrage:
"Wie beeinflussen neue Medien das Kundenverhalten im Einzelhandel?"

Einstieg:

• Begrüßung und Vorstellung
• Erklärung der Forschungsfrage und des Interviewziels
• Datenschutz und Einverständniserklärung zur Aufzeichnung

Einstiegsfrage:
"Wie lange arbeiten Sie bereits im Einzelhandel und was sind Ihre Hauptaufgaben?"

Hauptfragen:

1. "Welche Medienkanäle nutzen Sie hauptsächlich, um mit Ihren Kunden zu kommunizieren?"
2. "Haben Sie Veränderungen im Kundenverhalten aufgrund der Nutzung sozialer Medien festgestellt?"
3. "Wie reagieren Sie auf die Veränderungen im Kundenverhalten?"

Rückblick:

• Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
• Dank für die Teilnahme

Ausblick:

• Information über die nächsten Schritte der Forschung
• Verabschiedung

Häufig gestellte Fragen zum Interviewleitfaden für Experteninterviews